Montag, 16. Januar 2017

Fluch der Karibik

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass in meiner Arbeitswoche der Freitag gefehlt hat (zumindest, wenn ihr den anderen Eintrag, wie es sich gehört, zuerst gelesen habt, denn jetzt habe ich sie doch direkt hintereinander veröffentlicht). 

Eigentlich findet, wie bereits erwähnt, freitags unser Spanischunterricht statt. Anfänger und Fortgeschrittene, jeweils 4 Stunden, entweder von 8 - 12 Uhr oder von 14 - 18 Uhr.

Ich fühle mich morgens schon recht müde, obwohl ich lang geschlafen habe. Generell war ich auch unter der Woche schon recht müde, hatte in der Schule immer irgendwann leichte Kopfschmerzen und zwischendurch auch kurz 'nen Schnupfen (vermutlich dank der Kombination aus nassen Haaren und Klimaanlage - Memo: Nur morgens duschen, wenn die Sonne scheint; oder einen Föhn kaufen). Da ich ja eh erst um 14 Uhr in der Schule sein muss, verbringe ich den Vormittag also am Laptop im Bett und googlefoniere um 13 Uhr mit Mama und Papa. Da geht's mir schon nicht mehr so gut. Ich gebe dann Julia per Whatsapp bescheid, dass ich mich leider nicht so gut fühle und mich lieber mal nen Tag schone. Gute Entscheidung. Im Verlauf des Tages bekomme ich Fieber, Kopfschmerzen und Magendarm. Ich erkläre den Tag dann zum "Durchhänger-Tag" und lasse mich zusätzlich noch ins "Warum-mache-ich-das-hier-eigentlich-und-wieso-tu-ich-mir-das-an-wenn-ich-doch-bei-meinen-tollen-Freunden-und einer-Dusche-mit-warmem-Wasser-in-Konstanz-sein-könnte"-Loch fallen. Denn es ist nur natürlich, dass es die Gedanken gibt und dann darf man sie auch zulassen, um sie dann ablegen zu können.

Es stellt sich heraus, dass ich mir doch einiges zugemutet habe. Mutig sein, kann auch eine Zumutung sein. Eine Zumutung stellt den Mut auf die Probe. Zuviel zugemutet habe ich mir nicht. Ich brauche nur Ruhe und Zeit, das Ganze auch zu verarbeiten und die nimmt sich mein Körper jetzt eben, denn ich habe sie mir bisher nicht gegeben. Es ist halt doch nicht so ohne innerhalb von wenigen Wochen einen Ort zu verlassen, an dem man unglaublich gern gelebt hat und mit dem einen so viel verbindet, einen Umzug vorzubereiten und durchzuführen und dann direkt nach wenigen Tagen in ein Land quasi auf der anderen Seite der Erde mit anderem Klima und anderer Kultur zu fliegen. Hätte ich gern so gehabt. Ist aber nicht so. Und das ist auch ok. Das Ganze dauert zwar jetzt schon länger, als mir lieb ist - heute ist Tag 4, an dem ich eigentlich nur im Bett liege - aber es gibt mir die Gelegenheit hier ganz anzukommen und die nutze ich. Es geht mir zwar zwischendurch wirklich schlecht und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so lang so krank war, aber wird ja auch wieder und dann bin ich angekommen, akklimatisiert und ready to rock ;)

Und ich weiß natürlich auch, warum ich hier bin. Weil ich hier sein soll und will und weil es hier Aufgaben für mich gibt, in denen ich meine Gaben einbringen kann. Und das will ich mit ganzem Herzen tun. Deswegen nehm ich jetzt mein ganzes Herz mit her und lass es nicht in Deutschland. Keine Sorge, ihr seid noch drin, aber halt hier :) 

Das Schöne ist, dass ich dabei nicht allein bin und mich nicht auf meine eigene Stärke verlassen muss. Sarah hat mir zum Abschied aus Konstanz einen ganz wunderbaren eigenen Text mitgegeben, darüber, wie Gott mit mir auf dieses Abenteuer geht und an jedem Ort bei mir ist. Und beim Aufräumen zuhause in meinem Zimmer bin ich in einem alten Ordner aus meinem Anglistik-Studium auf ein altenglisches Gedicht gestoßen. Es heißt "The Husband's Message", aber ich habe das "Lord" frech uminterpretiert: "Southwards from here over the sea-way, there is your Lord in expectation of you." And now I am there too, south, beyond and by the sea.

Ihr seht also, ich bin positiv gestimmt, obwohl ich gerade meinen persönlichen Fluch der Karibik erlebe. Wer das tut (also beten), darf aber trotzdem sehr gern dafür beten, dass mir eine Wiederholung dieses Zustandes für den Rest meines Aufenthaltes hier erspart bleibt.

Während ich das hier schreibe, schaut mir übrigens eine Mücke durch mein neu erworbenes und auf dominikanisch-improvisierte Art mit Paracord und einem aus einer Plastiktüte geflochtenen Band an 4 Nägeln aufgehängtes Moskitonetz zu und fragt sich wahrscheinlich, wie mein Blut schmeckt ... sie wird es nie erfahren. Hoffe ich.

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